Grundlegende zehn Gebote für die gesunde Entwicklung von Babys
Liebe Mama, lieber Papa,
habt Geduld mit mir
Wusstet ihr, dass das erste Lebensjahr eine entscheidende Rolle für die zukünftige Entwicklung eures Babys spielt?
Die psychomotorische Entwicklung verläuft natürlich und ist genetisch vorprogrammiert. Es gibt jedoch viele äußere Faktoren, die sie beeinflussen können – sowohl positiv als auch negativ.
Nach modernen neurowissenschaftlichen Erkenntnissen sind es gerade die äußere Umgebung und die elterliche Betreuung, die das Bewegungsverhalten und die Fähigkeiten von Babys formen. Schauen wir uns also die grundlegenden zehn Gebote für die gesunde Entwicklung von Babys an.
1. Habt Geduld mit eurem Baby
Jedes Kind ist anders, jedes entwickelt sich auf seine eigene Weise und in seinem eigenen Tempo. Vielleicht freut ihr euch schon auf das erste Lächeln, das Sitzen oder die ersten Schritte. Wichtig ist jedoch zu wissen, dass es keinen Grund gibt, sich zu beeilen.
Die Entwicklung unserer Babys ist kein Wettlauf, und manchmal kann der Versuch, etwas zu beschleunigen, eher schaden als nützen. Viel wichtiger als die Geschwindigkeit, mit der Fähigkeiten erlernt werden, ist es, deren Qualität, die Vielseitigkeit sowie Vielfältigkeit von Bewegungen und die Motivation zur Erkundung der Welt zu beobachten und zu fördern.
2. Überfordert euer Baby nicht mit neuen Eindrücken
Ein Mangel an Bewegung und sensorischen Reizen beeinflusst die Entwicklung des Babys negativ, aber auch das Gegenteil ist der Fall.
Heutzutage gibt es eine Fülle von Hilfsmitteln und Spielzeugen. Überfüllte Kinderzimmer und viele interaktive, blinkende und melodische Spielzeuge können das Nervensystem eures Babys schnell überlasten. Euer Baby ist dann gereizt und kann nicht gut einschlafen. Wählt stattdessen einfache Spielzeuge wie Bälle, kontrastreiche Kärtchen oder schwarz-weiße Spielsachen. Spielt mit den Fingern, Handflächen und Füßen. Erkundet Wasser, Sand und verschiedene Oberflächen und Texturen, planscht, trommelt, stampft, kickt, singt Schlaflieder und wiegt euer Baby in euren Armen. Entdeckt gemeinsam die Welt aus der Perspektive, die eurem Baby am nächsten ist.
3. Unterstützt die Überstreckung des Kopfes nicht
Egal ob euer Baby auf dem Bauch, auf dem Rücken oder auf der Seite liegt, achtet darauf, dass es sich beim Beobachten von Dingen nicht überstreckt und den Kopf nach hinten wirft. Babys drehen den Kopf automatisch dem Licht, Geräuschen oder der Umgebung zu. Deshalb können und sollten wir immer überprüfen, wohin wir unser Baby legen und wohin es schaut.
Wenn über dem auf dem Rücken liegenden Baby ein Mobile oder Spielbogen hängt, stellt sicher, dass der Blick des Kindes nach unten zur Brust gerichtet ist. Hängt das Mobile oder den Spielbogen eher über dem Bauchnabel des Babys auf. Ebenso, wenn das Baby auf dem Bauch liegt, platziert Spielzeuge oder kontrastreiche Kärtchen auf der Unterlage im Sichtfeld des Babys, sodass es sich nicht überstrecken muss und den Kopf natürlich auf der Unterlage ablegen kann.
4. Vermeidet einseitiges Tragen
Warum spielt die richtige Position eine wichtige Rolle für euer Baby?
Durch die richtige Position verringern wir das Risiko eines flachen Hinterkopfes, einer einseitigen Präferenz sowie einer Körperasymmetrie. Kinder sehen die Welt aus einer anderen Perspektive, sie dehnen und stärken ihre Muskeln durch Positionswechsel. Wenn das Tragen und Hantieren mit dem Baby abwechslungsreich und symmetrisch auf beiden Seiten erfolgt, können wir so einer Körperasymmetrie und möglichen Abweichungen in der psychomotorischen Entwicklung vorbeugen.
5. Wartet mit dem Hinsetzen bis zum richtigen Zeitpunkt
Wenn wir Babys zu früh in eine sitzende Position bringen oder auf die Beine stellen, bevor sie dafür physiologisch bereit sind, können wir ihre zukünftige Entwicklung negativ beeinflussen und so verschiedene Abweichungen im Bewegungsapparat verursachen, die sich später beispielsweise in einer schlechten Körperhaltung äußern. Das Kind spannt Muskeln an, die noch nicht aktiviert werden sollten, und so entstehen falsche Gewohnheiten. Der schwere Kopf belastet die Wirbelsäule und das Rumpfmuskelgewebe, was das Atmen beeinträchtigen und das Nervensystem reizen kann. Euer Kind ist erst dann bereit für eine aufrechte Sitzposition, wenn es sich selbst hinsetzt.
6. Die ersten Schritte
Der erste Schritt zum erfolgreichen Gehen ist die Fähigkeit, sich auf die Beine zu stellen und um Möbel herumzugehen. Vielleicht habt ihr in diesem Moment das Bedürfnis, eurem Kind die Hände zu reichen und ihm zu helfen, den Raum auch jenseits des Sofas zu erkunden. Wenn es nicht notwendig ist, sollten wir das Kind aber nicht mit unseren Händen zum Gehen ermutigen, sondern es seinen eigenen Weg finden lassen. So geben wir ihm viel mehr Raum, um sein Gleichgewicht und eine gute Körperhaltung zu entwickeln. Natürlich können wir aber unsere Hände anbieten, sobald diese Fähigkeit beherrscht wird.
7. Vermeidet hängendes Hüpfspielzeug
Auch bei dieser Aktivität kommt es zum verfrühten Aufrichten. Bei den Sprüngen vom Boden drückt der schwere Kopf auf die Organe und kann die Hals- und Lendenwirbelsäule überlasten. Diese schaukelnden Bewegungen sind viel vorteilhafter für die Entwicklung des Gleichgewichtssystems eures Babys, wenn es bereits sitzen kann.
8. Kauft keine Lauflernhilfen
Es ist klar, dass euer Kind in einem Lauflerngerät zufrieden ist, weil es sich in alle Richtungen bewegen kann. Im Lauflerngerät trainiert das Kind jedoch nicht die Muskeln, die gestärkt werden müssen, es lernt nicht die richtige Koordination und das Gleichgewicht, die es zum Gehen braucht. Die ersten Schritte gestalten sich dann umso schwieriger. Gleiches gilt auch für Lauflernhilfen, die Kinder vor sich her schieben. Sobald sich das Kind darauf stützt, verlagert es seinen Schwerpunkt nach vorne. Umso schwieriger wird es dann, das richtige Gleichgewicht für die ersten eigenständigen Schritte zu finden. Unterstützt lieber das Krabbeln, das viele Muskeln stärkt, die für das natürliche Aufrichten notwendig sind.
9. Wählt den richtigen Platz für Aktivitäten
Führt Aktivitäten mit eurem Baby nicht auf zu weichen und unebenen Oberflächen oder in Spiel-Liegestühlen durch. Ideal ist eine flache Unterlage mit festem Boden, die das Baby vor der Kälte des Bodens isoliert und ihm beim Spielen und Ausruhen Komfort bietet. Außerdem haben wir so die Gewissheit, dass das Baby auf einer ebenen Fläche liegt und in der Rückenlage der Nacken schön gestreckt ist. Die beste Unterlage für das Baby in der Bauchlage ist außerdem die Mama. Kinder, die bereits gut auf dem Bauch liegen können oder langsam beginnen zu krabbeln, werden einen Teppich oder eine Schaumstoffmatte zu schätzen wissen. Ein zu rutschiger Boden blockiert die natürliche Bewegung des Babys. In dieser Phase sind auch verschiedene Oberflächen zum Erkunden und viele Gelegenheiten zu spontanen Bewegungen wichtig.
10. Vermeidet zu enge Kleidung
Babykleidung sollte locker und bequem sein. Denkt daran, dass zu kleine oder zu enge Kleidung, oder auch eine zu eng angelegte Windel, die natürliche Bewegung eures Babys einschränkt.
UND DAS WICHTIGSTE ZUM SCHLUSS!
Auch wenn euer Baby erst kurz auf der Welt ist, gibt es viele Aktivitäten, mit denen ihr seine Sinne stimulieren und gemeinsam spielen könnt. Das Spiel dient als Vorbeugung gegen Körperasymmetrie oder einen flachen Hinterkopf, aber auch dafür, eine einseitige Präferenz zu vermeiden oder einfach um die körperliche Aktivität zu unterstützen, was wiederum dem Bewegungsapparat zugutekommt.
Aus diesen grundlegenden Prinzipien heraus entstand der erste Band des Buches "Spielend Eltern Sein", in dem ihr Spiele und Aktivitäten für Neugeborene, Säuglinge und Kleinkinder findet, die die psychomotorische Entwicklung eures Babys von der Geburt an bis zum 18. Monat unterstützen.
ISBN:
978-80-11-02424-6